Bevor die Menschheit die Wolkenkratzer noch nicht kannte, waren die Türme, Festungen, Schlösser, Pyramiden oder ähnlich hochragende Bauten Orte, an denen Menschen ihren Blickwinkel von obenauf erweitern konnten. Im Gegensatz zu den Bergspitzen und Hügel konnten Menschen an diesen erbauten Orten die Höhe und Belange ihres erhobenen Blickes immerhin gestalten. Darüber hinaus neigten Menschen aus welchem Grund auch immer dazu, Monolithen, Türme, Säulen oder Ähnliches zu bauen, um sich selbst oder irgendwelche Gottheiten zu ehren. Daher kann man durchaus behaupten, dass die Entwicklung der Architektur am einfachsten bei der Historie des Vertikalbaus ablesbar ist. Natürlich war die Religion einer der Beschleuniger dieser Entwicklung.
Obwohl wir uns gegenwärtig eine Kirche ohne Glockenturm sowohl im physischen als auch im symbolischen Sinne schwer vorstellen können, kamen die europäische Christen laut Wikipedia erst im 6. Jahrhundert auf die Idee, neben den Kirchen Türme zu bauen. Der freistehende Campanile, den man als Vorreiter heutiger Glockentürme bezeichnen kann, entwickelte sich im Laufe der Zeit jedoch zum unverzichtbaren Bestandteil des Kirchenbaus und prägt(e) das christliche Stadtbild Europas.
Während die Kirchen heutzutage zunehmend ihre Mitglieder verlieren und sogar die einstmals mit Stolz gebauten Gotteshäuser für andere Zwecke verkauft werden, bleiben die Glockentürme der Kirchen immer noch als Sinnbild des Abendlandes bestehen. Im Gegensatz zur sinkenden Religiosität etablier(t)en sich manche historischen oder modernen Kirchen zu den Touristenattraktion jeweiliger Städte und Regionen, und die Besucher bewundern unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung diese architektonischen Meisterwerke und deren Kulturschätze.
Es ist nicht allein die Architektur und die Kulturgüter der Kirchen, die die Gotteshäuser zum Interessenobjekt des Tourismus machen. Selbst im Zeitalter der Sky Walking, Wolkenkratzer, Funktürme und sogar der Satelliten und Drohnen dienen einige Kirchen als Plattform für eine schöne Aussicht. Meistens gelegen im Herzen der (Alt)Städte bieten die Türme und Dächer dieser Kirchen für Instagrammer, Foto-Enthusiasten und Genießer einen unvergesslichen Blick von oben auf.
Eines der schönsten Gotteshäuser der Welt, das seinen Besuchern eine Engelsperspektive anbietet, ist die Nationalbasilika zu Koekelberg (Brüssel), offiziell genannt die Nationalbasilika des Heiligen Herzens. Diese „fünftgrößte Kirche der Welt“ wurde laut ihrer offiziellen Geschichte in der Zeit von 1905 bis 1970 gebaut. Beeindruckt von der Basilique du Sacré Cœur auf dem Montmartre in Paris legte der belgische König Leopold II am 12. Oktober 1905 den Grundstein für dieses monumentale Gebäude. Unterbrochen durch zwei Weltkriege konnte das Bauwerk erst am 11. November 1970 vollständig beendet werden. Die Nationalbasilika des Heiligen Herzens, die sich gern als „Gebetsort für den Frieden“ nennt, ist heute nicht nur „der Gebetsort für Pfarrzelebrierungen und große nationale Feste“ sondern umfasst als ein Art Deco Denkmal zwei Museen. Jedes Jahr finden in ihren Räumlichkeiten diverse Ausstellungen statt.
In diesem riesigen und hellen Gotteshaus sind nicht nur das Gebet und die Kunstwerke daheim, die Nationalbasilika zu Koekelberg verspricht ihren Besuchern auch „die schönste Aussicht auf Brüssel“. Tatsächlich erleben die Besucher auf 52,80 Meter Höhe der Außengalerie eine bezaubernde Aussicht auf Brüssel. Der Clou ist, dass die Besucher für einen verhältnismäßig niedrigen Eintrittspreis das 360 Grad Panorama am Dach der Basilika ohne Zeitdruck genießen und bei günstigem Wetter nicht nur Brüssel, sondern auch die umliegenden Provinzen der flämischen und wallonischen Teile des Landes beobachten können.
Falls die zukünftigen Besucher sich über die Geschichte, Museen, Ausstellungen und Führungen sowie die Öffnungszeiten und Eintrittspreise der Basilika informieren wollen, werden sie auf der offiziellen Website der Nationalbasilika des Heiligen Herzens in fünf europäischen Sprachen gut bedient: http://www.basilicakoekelberg.be