Im Jahr 2020 wurde bei 2,7 Millionen Menschen in der Europäischen Union Krebs diagnostiziert und 1,3 Millionen Menschen sind dieser Krankheit erlegen, wie es Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, bekannt gab. „Im Jahr 2020 haben wir 1,3 Millionen Europäerinnen und Europäer an diese Krankheit verloren. Und leider nimmt die Zahl der Fälle zu“, so von der Leyen.
Obwohl Europa weniger als 10 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, treten jedoch laut Angaben des Europäischen Parlaments 25 Prozent aller Krebsfälle in Europa auf. Während die Unterschiede bei den Krebsüberlebensraten in den EU-Ländern 25 Prozent übersteigen, betreffen fast 75 Prozent aller Krebsdiagnosen in der EU Menschen im Alter von 60 Jahren oder älter.
Wie in anderen Bereichen der EU-Gesundheitspolitik hat sich COVID-19 auch auf die Krebsfälle ausgewirkt. Ungefähr 100 Millionen Früherkennungsuntersuchungen wurden in Europa während der Pandemie nicht durchgeführt. Darüber hinaus wurden schätzungsweise eine Million Krebsfälle nicht diagnostiziert. Jeder von fünf Krebspatienten erhielt nicht rechtzeitig die erforderliche chirurgische oder chemotherapeutische Behandlung, wie das Europäische Parlament feststellte.
Vor diesem Hintergrund und anlässlich des Weltkrebstages präsentierte die Europäische Kommission „Europas Plan gegen den Krebs“. Um die Krebsbekämpfung „eine der wichtigsten Prioritäten der EU-Gesundheitspolitik“ zu machen, soll der vorgestellte EU-Plan „ein neues EU-Konzept für Krebsprävention, -behandlung und -versorgung“ vorgeben und sich dabei auf „neue Technologien, Forschung und Innovation“ stützen. „Europas Plan gegen den Krebs“ soll darüber hinaus durch Maßnahmen in vielen verschiedenen Politikbereichen unterstützt werden.
Während sich der neue Plan in vier Hauptaktionsbereichen gliedert, will die EU ihn mithilfe der gesamten Palette ihrer Finanzierungsinstrumente umsetzen, wobei „insgesamt 4 Mrd. EUR für einschlägige Maßnahmen vorgesehen sind“.
Um eine effiziente Prävention durch Maßnahmen zur Bekämpfung der wichtigsten Risikofaktoren zu verwirklichen, will die Europäische Kommission vor allem den Tabakkonsum bis 2040 stark reduzieren. So soll weniger als 5 % der EU-Bevölkerung Tabak konsumieren, während „gesündere Ernährung und mehr Bewegung gefördert werden“ soll. Auch den „schädlichen Alkoholkonsum und Umweltverschmutzung“ will die Kommission stärker bekämpfen.
Zur Früherkennung der Krebsfälle sollen die Mitgliedstaaten dabei unterstützt werden. Um eine „besser integrierte und umfassende Versorgung von Krebskranken“ zu gewährleisten und gegen die „Ungleichheiten beim Zugang zu hochwertiger Versorgung und hochwertigen Arzneimitteln“ vorzugehen, sollen 90 % der betroffenen Patientinnen und Patienten bis 2030 „Zugang zu nationalen onkologischen Spitzenzentren“ haben. Darüber hinaus soll bis Ende 2022 eine neue Initiative „Krebsdiagnostik und Behandlung für alle“ eingeleitet werden.
Zur Verbesserung der Lebensqualität von Krebskranken und Krebsüberlebenden will die EU auch eine Initiative „Besseres Leben für Krebskranke“ ins Leben rufen. Mit dem Start der Initiative „Hilfe für Kinder mit Krebs“ will die Kommission außerdem „ein besonderes Augenmerk auf Kinder“ richten.
Obwohl die EU den Krebs schon seit Jahrzehnten bekämpft, stammt „der letzte umfassende europäische Aktionsplan zur Krebsbekämpfung“ jedoch aus den frühen 1990er Jahren. Ohne entschlossenes Handeln dürfte die Zahl der Krebsfälle laut EU- Kommission bis 2035 um 25 % ansteigen, sodass Krebs zur häufigsten Todesursache in der EU wird. Die gesamten wirtschaftlichen Folgekosten von Krebs werden in Europa auf mehr als 100 Mrd. EUR pro Jahr geschätzt.