10.03.2020
Bevor die UEFA es überhaupt in Betracht gezogen hatte, die Spiele in der Königsklasse des europäischen Fußballs wegen des Covid-19 zu annullieren, war das Coronavirus längst in den Champions League Spielen auf der Play Station angekommen und hatte den kreativen Regelkatalog des Spielgeschehens um eine Regel bereichert. Die neue Regel besagt: Die Coachs der Clubs dürfen vor dem Beginn oder während des Spiels von der Gegenpartei jederzeit fordern, dass der Trainer der gegnerischen Mannschaft einen beliebigen Spieler aus dem Kader streichen oder ihn auswechseln muss. Der Grund: Der Spieler sei mit dem Coronavirus infiziert und befände sich in einem zu kritischen Zustand, um am Spielgeschehen teilzuhaben.
Die Erwachsenenwelt ist jedoch weit davon entfernt, ähnlich wie ihre Kinder, in der großen Hysterie um das Coronavirus kreativ zu agieren und mit der gefährlichen Situation auf gelassene Art und Weise umzugehen. Warum eigentlich? Weil die Kinder die Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht, nicht erkennen oder sich nicht davor fürchten müssen, wie ältere Menschen? Das Gegenteil ist eher der Fall: Viele Kinder können die Gefahr, die von dem neuen Virus ausgeht, noch deutlicher wahrnehmen und assoziieren es sogar häufiger mit dem Tod. In Folge der immensen Berichterstattung, der sagenhaft ausgeprägten Mundpropaganda und der vermeintlichen Expertise der Umgebung denken viele Kinder sogar, dass die Infizierung mit dem Virus den direkten Tod mit sich bringt. Die Kinder schaffen es jedoch trotzdem, in Zeiten der Epidemien Spaß am Leben zu finden. Der Grund dafür, dass Kinder mit den eingehenden Sorgen besser zurechtkommen als Erwachsene, ist der, dass Kinder ihre Sorgen schneller formatieren als Erwachsene.
Eine entschleunigte Arbeitswelt
Genau an diesem Punkt sollten Erwachsene von ihren Kindern lernen und die Regeln des Zusammenlebens neu überdenken. Obwohl das Coronavirus das Leben von Millionen von Menschen bedroht und jederzeit eine schwere Finanz- oder Wirtschaftskrise auslösen kann, bietet der Erreger der Menschheit gleichzeitig die Möglichkeit ihre Zukunft im positiven Sinne zu verändern. Bosse der Großkonzerne, die rund um die Uhr für sich produzieren lassen und sich um nichts als ihre Gewinnmaximierung sorgen, müssen nun lernen, ihre Prioritäten zu überdenken und die Produktionsraten dem Wohle der Menschheit entsprechend anpassen. Die saubere Luft über China in Folge des Coronavirus ist ein Indiz dafür, dass die Produktion keine Giftwolken freisetzen, sondern Wohlstand für das eigene Volk schaffen soll. Die Arbeitgeber, die bisher gnadenlos Menschen wegen einer einzigen unentschuldigten Abwesenheit kündigten, müssen ihre Arbeiter nun wochen- und monatelang während des krankheitsbedingten Hausaufenthalts finanzieren. Was wird derweil aus dem billigen Massentourismus? Die leeren Strände und Altstädte sowie die einsamen Vergnügungsparks sollte man nicht unbedingt als Katastrophe ansehen, sondern als eine Rückstellung auf humane Lebensverhältnisse interpretieren. Durch die Angst um das Coronavirus dürfen alte und kranke Menschen, die inmitten von ehemals touristischen Hochburgen leben, endlich in Ruhe hausen, Strände und Buchten können sich von der Müllepidemie des pauschalen Massentourismus erholen. Bedeuten die Veränderungen den Abschied des übermäßigen Alkoholkonsums in der Öffentlichkeit und der störenden lauten Partymusik, die sich bis in die Nächte hineinzieht?
Dass viele Hotels und Discobars Insolvenz anmelden müssen, dass Billigflieger vermehrt gestrichen werden, sollte uns nicht schmerzen. Auch “Feinschmecker” müssen endlich begreifen, dass man nicht einfach jedes Tier, das einem in die Quere kommt, verspeisen kann. Die Rache der Tiere, die nun Erreger übertragen, kann also unter Umständen sehr hart und verheerend für den Menschen werden.
Welcher Appell eines Umweltschützers hätte denn bisher den reichen Kreuzfahrt-Besuchern näherbringen können, etwas für die Erhaltung der Brutgebiete und Polarregionen zu tun? Welche Probleme hätten Manager, die gerne via Business oder First Class um die Welt reisen, wenn sie auf ihre Flüge verzichten müssten? Elegante Frauen und Männer, die das Kochen, Backen und Putzen für sich selbst oder für Kinder bisher eher als Schande empfunden haben, aber gerne von Meeting zu Meeting eilten, sind plötzlich verpflichtet, ihren Kindern Zeit und Mühe zu schenken! Jetzt, in den Zeiten der Quarantäne, ist richtige Moment für Macht- und Karriere besessene Mütter und Väter an den Herd zu gehen und ihre Toiletten zu putzen, da die infizierte Putzfrau mit Migrationshintergrund aus medizinischen Gründen nicht mehr zum Putzen/Kochen kommen kann.
Natürlich müssen nicht nur Reiche, sondern auch Normalsterbliche einsehen, dass das Leben wegen des Virus anders gestaltet werden muss. Anstatt jedoch Kühlschränke und Keller mit Essen und Hygieneartikeln vollzustopfen, muss man vielleicht durch die Knappheit und das Fehlen vieler Produkte lernen, das Konsumverhalten anzupassen und nachhaltiger zu handeln. Nach wie vor ist es jedoch wichtig, dass man sich nicht vollkommen von der mit einer Pandemie eingehenden Panik bestimmen lässt: Gerade in Zeiten wie diesen, in denen wir und unsere Mitmenschen bedroht sind, ist es besonders wichtig, jede einzelne Minute wertzuschätzen und das Leben trotz allem zu genießen.
Hysterie und Gelassenheit um Covid-19
Regierungen und internationale Organisationen müssen endlich einsehen, dass nicht die von Menschen geschaffene, sondern die biologische und psychologische Integrität des Menschen im Vordergrund der Politik stehen muss. Anstatt Menschen in Quarantäne-Gebieten einzukesseln und die Infizierten wie ein Täter einzusperren, müssen die Verantwortlichen andere Methoden und Regeln für die Erregerbekämpfung finden. Die bisherige Hysterie schafft nämlich keine Sicherheit für die Individuen der Gesellschaft und kann eine weltweite Ausbreitung des Virus auch nicht verhindern.
Es ist nun an der Zeit, Risikogruppen Mut zu machen, der Krankheit zu begegnen. Das Leben der Menschen besteht nicht nur aus biologischen Prozessen, sondern auch die gesellschaftlichen Verhaltensmuster und emotionalen Stärken sind für die Bekämpfung einer Epidemie/Pandemie von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus ist der Kampf gegen das Coronavirus nicht alleine eine Frage der medizinischen Maßnahmen, sondern auch des erfolgreichen Krisenmanagements und der richtigen Public Relations. Dazu gehört es, die Menschen psychologisch und soziologisch darauf vorzubereiten, das Leben auch mit dem Virus weiterzuführen.
Weil der psychischen und emotionalen Dimension der Epidemie-Bekämpfung keine Acht geschenkt wurde, waren die bisherigen Maßnahmen der Regierungen, insbesondere die der chinesischen, alles andere als richtig. Wir dürfen nicht vergessen, dass jede Maßnahme vor allem dazu dienen soll, so viele Menschenleben wie möglich zu bewahren. Die bisherige Politik der Regierungen war eher dazu bestimmt, die Starken auf Kosten der Schwachen zu schützen und einer wirtschaftlichen und finanziellen Krise vorzubeugen.
So oder so werden viele Menschen mit dem Coronavirus in Kontakt kommen, bevor die Wissenschaftler der Pharmaindustrie eine effektive Impfung oder ein Mittel gegen die Krankheit finden. Man muss das Virus also nicht unbedingt als Alptraum betrachten. Das Virus ist zugleich auch eine Chance für die Menschheit, um ihre ausgearteten Essgewohnheiten, Produktionsweisen sowie den Konsumwahn und die Import-/Exportsucht zu überdenken und alles in eine neue Richtung zu leiten.