Wir treiben inmitten von Paradoxien, umgeben von Widersprüchen. Statt andere zu überzeugen, diskutieren wir nur. Statt zu beobachten, lassen wir uns von Vorurteilen leiten; statt zuzuhören und zu hinterfragen, handeln wir aufgrund vorschneller Urteile. Wir bevorzugen das Mühelose und vermeiden Anstrengung.
„Ohne Mühe gibt es keinen Segen.“
Dabei haben unsere Vorfahren doch gesagt: „Ohne Mühe gibt es keinen Segen.“ Wir hingegen bemühen uns nur um den äußeren Anschein, nicht darum, dass es tatsächlich so sei. Dabei erfordert „den Schein zu wahren“ oft sogar mehr Anstrengung – doch das erkennen wir nicht.
Unsere Grundkenntnisse und praktischen Fertigkeiten sind lückenhaft, aber wir wollen schnell ans Ziel kommen. Das Leben ist komplex, doch wir nehmen es oft zu leicht oder setzen die Segel gegen die Natur. Trotzdem streben wir nach Erfolg und Wachstum. Doch ist Wachstum nicht auch an Zeit und Reife gebunden?
Langsames Aufsteigen
Der Dichter sagt nicht ohne Grund: „Langsam wirst du diese Treppen hinaufsteigen.“ Allzu rasches Wachstum ist leider oft nicht von Dauer – wie die Bäume in Deutschland, die schnell wachsen, aber keine tiefen Wurzeln schlagen und daher den starken Winden nicht standhalten können.
Auch die Realität von Produktivität und Fruchtbarkeit scheint aus unserem Leben verschwunden. Für Produktivität braucht es eine Strategie. Mit schlechten Werkzeugen lässt sich nichts Gutes schaffen, wie das Sprichwort sagt: „Mit schlechter Ausrüstung kann keine Meisterschaft entstehen.“
Die stumpfe Axt
Wir gleichen einem Holzfäller, der ohne seine Axt zu schärfen, täglich 100 Bäume fällen will und sagt: „Lasst mich in Ruhe, ich habe keine Zeit“, und auch für andere Ideen verschlossen ist. Würde er jedoch auf Warnungen hören und seine Axt schleifen, könnte er in kürzerer Zeit mehr schaffen – aber das bemerkt er nicht.
Es mangelt uns an Disziplin; wir haben keine festgelegten Zeitinseln für unsere Aufgaben. So bleibt uns keine Zeit, das Verdiente auszugeben oder für unsere Lieben zu verwenden, und wir häufen unermüdlich an.
Der Umgang mit Ängsten
Schließlich setzen uns Ängste zu – die Furcht, das, was wir haben, zu verlieren, sei es Gesundheit, Besitz, Familie oder Ansehen. Wir gehen nicht auf unsere Ängste zu, um sie zu bewältigen, sondern fliehen oft vor ihnen und scheuen die Konfrontation. Doch diese Ängste könnten uns als Antriebskraft dienen, wenn wir sie richtig steuern würden.
Intelligente und gut ausgebildete Menschen können lernen, mit ihren Ängsten umzugehen, und das erfolgreich anwenden. Doch darf man nicht vergessen, dass Intelligenz auch zur Blindheit und Dummheit führen kann; kluge Menschen sind oft anfällig für Fehler, weil sie zu sehr auf ihren Verstand vertrauen. Sie neigen dazu, Dinge zu verkomplizieren und sie dann zu lösen. Doch einfache Wege und Methoden könnten uns viel schneller zum Ziel bringen.
Zusammenarbeit für Beratung und Rat
Im modernen Zeitalter ist das Wissen so stark angewachsen, dass es, egal wie klug wir sind, kaum möglich ist, alles zu wissen. Daher ist es effektiver, durch Zusammenarbeit, also durch das Zusammenführen von Verstand, das Richtige und Gute zu finden. So wird das Prinzip von Beratung und Rat umgesetzt.
„Ein Kopf ist dem anderen überlegen,“ und manchmal hat nicht der Vielgelesene, sondern der Erfahrungsreiche den Vorteil. Wir sollten daher nicht zögern, erfahrene und wissende Menschen um Rat zu fragen – solange wir dabei Maß halten. Zu viele Ratschläge könnten uns dazu verleiten, das Eigenständige aufzugeben und unsere Fähigkeiten verkümmern zu lassen.
Ratschläge
Früher, ohne Smartphones und Navigationsgeräte, fanden wir ebenfalls unseren Weg. Doch heute fühlen sich viele verloren, sobald der Akku leer oder die Internetverbindung abgebrochen ist. Nun hat sich auch die künstliche Intelligenz hinzugefügt; zwar beschleunigt sie vieles, doch auch unsere Abhängigkeit wächst. Nicht jeder Ratschlag sollte übrigens von jedem angenommen werden. Es könnte nötig sein, Informationen zu prüfen und Unnötiges zu filtern.
Man sollte jede Gelegenheit nutzen, um zu lernen, denn Gelegenheiten sind wertvoll. Einige Momente können Sprungbretter sein, die uns auf dem Weg zum Erfolg schneller voranbringen. Erfolg lässt sich jedoch nur erreichen, wenn man sich auf einen bestimmten Bereich konzentriert. Seine Energie und Aufmerksamkeit zu sehr zu zerstreuen, mindert die Fokussierung und verlängert den Weg zum Erfolg.
„Nein“ sagen können
Sich auf ein Thema zu spezialisieren ist daher sinnvoller. Schließlich ist es schwierig, mehrere Projekte gleichzeitig zu verfolgen; man sollte sich auf das Wichtige konzentrieren, es abschließen und erst dann zum nächsten übergehen. So bleibt unser Lebensrucksack frei von angebissenen, halben Äpfeln. Auch „Nein sagen“ zu können, ist eine wichtige Fähigkeit.
Wir sollten uns von Ablenkungen fernhalten. Zu den größten Ablenkungen zählen nutzlose Freundschaften. Besonders in der heutigen Zeit gibt es die Social-Media-Plattformen, die uns in künstliche, oberflächliche Beziehungen ziehen und uns zu Zombies machen, während sie echte Beziehungen zerstören. Mehr Follower oder Likes zu haben bedeutet nicht, ein Netzwerk echter Freundschaften zu besitzen, sondern führt zu flachen, flüchtigen Verbindungen und oberflächlichen Momenten des Glücks.
Scheitern als Chance
Diese Plattformen beflügeln den Drang nach Anerkennung und treiben uns zu sinnlosen Beschäftigungen. Man bekommt das Gefühl, ständig erfolgreich sein zu müssen, und zweifelt, wenn die Anerkennung ausbleibt, an sich selbst. Doch das verhindert, dass wir aus echtem Misserfolg lernen. Der Mensch sollte keine Angst vor dem Scheitern haben, sondern es als Chance begreifen, um aus Fehlern zu lernen und diese nicht zu wiederholen.
Wahre Freunde wissen um den Wert des Wortes. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Epiktet sagte: „Wir haben zwei Ohren und einen Mund, damit wir mehr hören und weniger reden.“ Wenn wir das Zuhören lernen und auf impulsive Reaktionen verzichten, bewahren wir unsere familiären und sozialen Beziehungen.
5 Sekunden inne halten bei Wut
Psychologen empfehlen, bei Wut erst einmal 5 Sekunden innezuhalten. Das bedeutet, dass man manchmal langsamer werden oder gar stoppen muss, selbst wenn man sich gerade schnell bewegt. Sportler gehen einen Schritt zurück, um sich besser abzustoßen, und verlangsamen, um ihre Umgebung zu kontrollieren. Das Leben rast an uns vorbei, und so manch Schönes liegt in den Details verborgen.
Manchmal fliegen wir wie Ikarus zu hoch, spüren die Schwindelgefühle nicht und erkennen nicht, dass wir der Sonne zu nahe kommen, bis unsere Flügel verbrennen und wir abstürzen.
Inne halten
Stolz und Selbstüberschätzung können den Erfolg in den Absturz verwandeln. So wie wir manchmal langsamer werden, absteigen und innehalten müssen, um weiterzukommen, kann es auch nötig sein, sich kleiner zu machen, um zu wachsen.
In der Religion wird oft die beständige, wenn auch kleine Hingabe betont. In der Wirtschaft sehen wir, dass erfolgreiche Investoren Verluste gemacht und daraus gelernt haben, was sie später erfolgreicher machte.
Gestern, heute und morgen
Letztlich besteht das Leben aus drei Tagen: gestern, heute und morgen. Gestern ist vorbei, heute vergeht und der morgige Tag ist nicht garantiert. Deswegen ist es klug, die Vergangenheit loszulassen, das Ziel auf morgen zu setzen und heute voll auszuleben. Was dies sinnhaft macht, ist nicht Macht, Geld oder Ansehen, sondern in Frieden mit dem eigenen Ende zu sein. „Arbeite für die Welt, als würdest du ewig leben, und für das Jenseits, als würdest du morgen sterben.“