Ramadan – Eine Reise durch drei Welten des Fastens

März 13, 2025
Bild: Craig Adderley, CC0 Lizenz via Pexels.com

Wenn der Himmel näher rückt

Es ist wieder diese Zeit im Jahr: Die Straßen leuchten abends in sanftem Laternenlicht, Moscheen füllen sich mit tiefer Stille, und selbst die hektischsten Herzen spüren diesen Ruf – den Ruf des Ramadan. Doch was macht diesen Monat so einzigartig? Der Verzicht auf Wasser und Essen? Gewiss, doch das Fasten, wie der Koran es meint, ist ein Tor zu drei Welten – eine Reise, die uns vom Körper über den Charakter bis zur Seele führt.

1. Die erste Welt: Der Körper – Mehr als leere Mägen

„O ihr, die ihr glaubt! Euch ist das Fasten vorgeschrieben […] auf dass ihr gottesfürchtig werdet.“ (Sure 2:183)

Der Ramadan beginnt mit dem Magen – aber er endet nicht dort. Suhur, die Mahlzeit vor der Morgendämmerung, ist kein bloßer „Frühstücksersatz“. Der Prophet (ﷺ) nannte sie einen Segen: „Nehmt den Suhur ein, selbst wenn es nur ein Schluck Wasser ist“ (Sahih al-Bukhari 1923). Ein Schluck, der uns daran erinnert: Selbst im Verzicht schenkt Allah Versorgung.

Beim Iftar dann bricht die Sonne – und mit ihr die Stille. „O Allah! Mit Deiner Gabe habe ich gefastet und breche es nun“, betete der Prophet (ﷺ). Ein Moment der Demut: Unser Körper lernt, dass nicht wir, sondern Er die Quelle aller Kraft ist.

Doch wer hier stehen bleibt, verpasst das Wesentliche.

2. Die zweite Welt: Der Charakter – Wenn die Zunge fastet

„Wenn jemand nicht aufhört zu lügen und danach zu handeln, dann braucht Allah nicht, dass er sich des Essens und Trinkens enthält“ (Sahih al-Bukhari 1903). Ein harter Satz? Nein – eine Einladung, tiefer zu gehen.

Fasten der Sinne:

Die Zunge, die sonst leichtfüssig Lästereien verbreitet, schweigt – oder spricht Bittgebete.

Die Augen, die im digitalen Zeitalter ständig „hungern“, wenden sich ab von unnützen Blicken.

Die Ohren hören auf, Gerüchte zu konsumieren, und öffnen sich stattdessen dem Koran.

Ramadan ist ein Trainingslager für die Seele: Jedes unterdrückte böse Wort, jeder vergebene Streit ist ein Schritt hin zu jenem Taqwa – jener Gottesfurcht –, die der Koran als Ziel nennt.

3. Die dritte Welt: Die Seele – Wenn das Herz auf Reisen geht

Die Gelehrten sprechen von drei Stufen des Fastens:

Das Fasten des Körpers (Verzicht auf Essen, Trinken, Sexualität).

Das Fasten der Rechtschaffenen (Verzicht auf Hass, Neid, Eitelkeit).

Das Fasten der Propheten (Das Herz denkt nur an Allah – selbst im Schlaf).

Die höchste Stufe? Ein Zustand, in dem das Fasten kein Verzicht mehr ist, sondern Sehnsucht – eine Sehnsucht, die selbst das Trinken vergisst, weil das Herz mit Gottesliebe gesättigt ist. Der Prophet (ﷺ) lebte es vor: Im Ramadan verband er das nächtliche Gebet (Taraweeh) mit der Rezitation des gesamten Korans – eine Einladung, unsere Herzen an die Worte des Himmels zu ketten.

Zum Abschluss: Fragen, die den Ramadan verwandeln

Habe ich heute nur meinen Magen – oder auch meine Zunge gefastet?

Welche Stufe des Fastens strebe ich an – und was hält mich zurück?

Wenn mein Fasten unsichtbar wäre: Würde es Allahs Wohlgefallen finden?

Ein letzter Gedanke:

Ramadan ist kein Monat der Entbehrung, sondern der Befreiung. Befreiung von Gewohnheiten, die uns knechten. Von Ängsten, die uns lähmen. Von dem Ego, der uns blind macht. Möge dieser Ramadan uns nicht nur leere Teller, sondern Herzen hinterlassen, die voller Licht sind.

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