Die verschiedenen Gesichter des Diebstahls

In dieser Welt gibt es eigentlich nur eine wahre Sünde: den Diebstahl. Alle anderen Sünden sind lediglich Ableitungen davon.

Lass uns die in den heiligen Schriften anerkannten Sünden auflisten: Zum Beispiel das Töten eines Menschen. Wenn du das Leben eines Menschen nimmst, raubst du nicht nur ihm, sondern auch seinen Angehörigen etwas Unersetzliches. Ist der Getötete ein Partner, hast du ihn seiner Liebe beraubt; haben sie Kinder, nimmst du den Kindern ihren Vater.

Diejenigen, die Allah einen Partner beigesellen, begehen die schwerste Respektlosigkeit, denn sie verletzen damit ihre eigene Position und verbergen das, was rechtens ist. Das Verstecken der Wahrheit ist der größte Diebstahl.

Wenn du lügst, verdeckst du die Realität und raubst anderen die Wahrheit. Durch Betrug täuschst du eine Person, wodurch du ihre Mühe, ihren Schweiß und ihr Recht stiehlst.

Die Pflicht, die Eltern gut zu behandeln, wird oft durch Vergessen und Vernachlässigung untergraben, was bedeutet, dass du das, was ihnen zusteht, stiehlst: ihre Erwartungen und Hoffnungen.

Wer im Berufsleben andere Beschäftigungen verfolgt, raubt den Rechten seines Arbeitgebers und seiner Kollegen. Ein Bauunternehmer, der Material unterschlägt, gefährdet nicht nur sein eigenes Ansehen, sondern auch das Leben und die Gesundheit der Gemeinschaft.

Ein Verwalter, der seine Pflichten vernachlässigt, und ein Prüfer, der seine Kontrollen nicht ordnungsgemäß durchführt, berauben das Vertrauen der Bevölkerung. Darüber hinaus sind sie auch für die verloren gegangenen Leben verantwortlich.

Wer einem Treuhandverhältnis nicht treu ist, stiehlt nicht nur materielle Werte, sondern auch das Vertrauen der Menschen, was nur schwer wiederherzustellen ist. Wer sein Wort bricht, raubt ebenso das Gefühl des Vertrauens.

Wer zu spät zu einem Termin kommt, stiehlt nicht nur die Zeit der anderen, sondern verursacht auch weiteren Schaden. Wenn du im Verkehr ein Auto drängst, nimmst du ihm den Weg; wenn du jemanden an der Straße anstößt, raubst du ihm Respekt und Vertrauen.

Wer nicht spart und sein Geld, Wasser und Essen verschwenderisch ausgibt, raubt nicht nur sich selbst, sondern auch seiner Familie und der Gesellschaft.

Diejenigen, die auf die Ehre anderer schielen, begehen den größten Diebstahl. Das erste Blut auf der Erde wurde durch die Hand eines Menschen vergossen, der mit dem, was ihm gehörte, unzufrieden war und auf das blickte, was sein Bruder hatte.

Selbst beim Gebet, wenn du dich mit anderen Dingen beschäftigst, raubst du der rituellen Praxis, dem Fasten und der Waschung ihre Bedeutung.

Wenn du nicht nachdenkst und über die Welt nicht reflektierst, raubst du deinem Verstand; durch das Ignorieren von Wissen raubst du deiner Intelligenz; und durch das Versäumnis, Gott zu gedenken und ihm zu danken, raubst du deinem Herzen und damit deinem Wesen.

Wenn du dein Wissen nicht teilst, raubst du der Gemeinschaft die Möglichkeit, zu wachsen und zu lernen.

Eine Person, die ihrer Familie und ihren Kindern keine Zeit widmet, greift in ihr Recht ein.

Wenn du dich mit bedeutungslosen Beschäftigungen ablenkst, beraubst du dich selbst und deine Gesundheit der Zeit;

Durch das Versäumnis, Almosen und Zakat zu geben, raubst du den Bedürftigen;

Und wenn du dich nicht gegen das Unrecht zur Wehr setzt und sagst: „Was geht mich das an?“, raubst du deiner Menschlichkeit und deinem Charakter und untergräbst dein eigenes Wesen.

Vergiss nicht, dass der Mensch, der sich Dinge aneignet, die ihm nicht gehören – sei es ein Leben oder ein Stück Brot – der wertloseste Mensch ist.

Ein Mensch, der nicht weiß, wie er das, was er hat, teilen kann, ist ein sozialer Dieb.

Wenn du dies tust, wirst du in den Augen Allahs und der Menschen deinen Wert verlieren.

Suche nicht nach weiteren Sünden und reflektiere: Von wem könntest du in deinem Leben was stehlen? Und wie kannst du es vermeiden?